Wie sooft, muß man Begriffe genau definieren bevor man von ihnen spricht oder sich darüber unterhält. Sonst entstehen Missverständnisse.
Was ist für Sie das Böse ?
Die katholische Kirche hat 1999 das neue RR herausgebracht, das neue Rituale Romanum zur Befreiung vom Bösen. Glauben Sie an einen Teufel ? Ist alles, was ihnen gegen den Strich geht böse, alles was weh tut, alles was mühsam ist ?
Ist der Tod böse ? Jeder von uns stirbt irgendwann. Ist die Natur böse ? Warum fahren wir dann am Wochenende in die freie Natur, um uns auszuruhen. Naturgewalten haben Milliarden von Toten gefordert. Mit dem Ende des Mesozoikums, das durch den Übergang von der geologischen Kreide- zur Tertiärperiode definiert ist, ereignete sich das fünfte große Massensterben in der Erdgeschichte: Nahezu 70% aller Tier- und Pflanzenarten verschwanden innerhalb einer Zeitspanne von weniger als 3 Millionen Jahren für immer aus dem Fossilienmuster (S. 115, Evolutionsbiologie, Ulmer, UTB).
Wenn jemand mit böser Absicht bewußt etwas tut, dass einen anderen schädigt sprechen wir vom Bösen. Der Natur fehlt also die böse Absicht und das Bewußtsein. Zwei Aspekte, zu denen nur der Mensch fähig ist. Der Autor Joseph Conrad schreibt dazu:
"Die Vorstellung, übernatürliche Kräfte seien an allem Bösen schuld, ist überflüssig. Der Mensch ist selbst zu jeder Bösartigkeit fähig."
Das Buch "Das Böse und die Sprachlosigkeit der Theologie", Berger, Niemann, Wagner, Verlag Friedrich Pustet kann ein Anstoß zur Reflexion ihres Standpunktes sein.
Das Beispiel des fünften Massensterbens habe ich für alle Klimakatastrophenleugner ausgesucht. Wir sind auf dem besten Wege uns selbst auszurotten wie damals die Dinosaurier von den Naturgewalten ausgerottet wurden. Ich bin überzeugt die Erde überlebt, der Mensch nicht.
Ja, natürlich ist der freie Wille besonders in jüngeren Jahren sehr stark überlagert und eingeschränkt wie auch neuere neurobiologische Erkenntnisse zeigen. Wir unterliegen den Gewohnheiten & Fehlhaltungen unserer Zeit, unserer Familie, unserer Genetik.
Und es ist mir ein Anliegen oder besser genau deswegen ist es mir ein Anliegen die Wahrheit und den richtigen Weg durch das Leben mit ihnen zu suchen.
Über ihren Standpunkt zum Thema würde ich mich Ungeheuer freuen ...
Zum Abschluss eine Geschichte:"Der Weise und die zehn Ganoven". Eine jüdische Geschichte, die mir sehr gefallen hat.
Der Briefträger Ike lebte in einem kleinen Ort im Mittleren Westen der USA. Ike und seine Frau Cathy hatten nur ein einziges Kind, einen Sohn namens David. Im Alter von sieben Jahren bekam David eine rätselhafte Krankheit. Mit jedem Tag wurde der Junge schwächer. Ike fuhr Hunderte von Meilen und suchte unzählige Ärzte auf, doch ohne Erfolg. In den Augen ihres kleinen Jungen konnte Cathy lesen, dass seine Zeit zuende ging. Sie spürte, wie der Todesengel über seinem Bett schwebte. Für den kleinen David würde ein Wunder geschehen müssen und zwar bald.
Im gleichen Ort wie der Briefträger lebte ein weiser Alter. Er war zwar kein Arzt, aber dennoch suchten die Einheimischen ihn auf, wenn sie ein Leiden plagte, das sich durch nichts heilen ließ. Denn man erzählte sich, er könne mit den Engeln sprechen und alle erdenklichen Wunder vollbringen. Ein Besuch bei diesem Weisen war Ikes letzte Hoffnung.
Der weise Mann war sehr traurig, als er Davids Geschichte hörte. Ike flehte ihn an, etwas für den Jungen zu tun. Der Heiler versprach es ihm. In dieser Nacht stieg der Mystiker nach oben in die geistige Welt hinauf. Er tat dies mit Hilfe von geheimen Gebeten und anderen Formen der Meditation, die nur wenigen Eingeweihten bekannt sind. Am Himmelstor angekommen, stellte er bestürzt fest, dass es verschlossen war. Das Schicksal des kleinen Jungen war bereits besiegelt.
Schnell war die Nacht vorrüber, und über der malerischen Ortschaft ging die Morgensonne auf. Betrübt überbrachte der alte Mann dem Briefträger die Nachricht. "Ich fürchte, ich kann nichts für Dich tun", sagte der Weise. "Ich fand das Himmelstor verschlossen. Das Schicksal deines einzigen Sohnes ist bereits entschieden."
Ike war am Boden zerstört. Die Tränen strömten über sein Gesicht, während er den alten Mann anflehte, es noch einmal zu versuchen. "Ich habe sonst niemanden mehr, an den ich mich wenden kann !", rief Ike. "David ist doch mein einziger Sohn, mein einziges Kind. Du bist meine letzte Hoffnung. !"
Der Alte brachte es nicht über das Herz, dem verzweifelten Vater seinen Wunsch abzuschlagen, also beschwichtigte er ihn:"Versprechen kann ich Dir nichts, aber ich werde es noch einmal versuchen."
Und plötzlich kam ihm eine Idee. Er rief eilig seinen jungen Helfer Thomas zu sich und bat ihn um einen seltsamen Gefallen. "Fahre bitte auf dem schnellsten Weg in die Stadt", wies ihn der Mystiker an, "und bringe mir die zehn größten Ganoven, die Du dort auftreiben kannst. Mindestens zehn sollten es sein, hörst Du ? Komme mit Taschendieben, Einbrechern und Räubern zurück - den schlimmsten Schurken, die du finden kannst und bitte beeile dich !"
Thomas fuhr in die Stadt und zu seiner Überraschung gelang es ihm in recht kurzer Zeit, die zehn Ganoven zusammenzubekommen. Als er und seine zwielichtigen Begleiter bei dem Mystiker ankamen, bedankte sich der alte Weise bei den Männern für ihr Kommen und lud sie alle ein, seine Gäste zu sein. So saßen sie also wenig später im Wohnzimmer des Alten, diese steckbrieflich gesuchten Kriminellen, und brüsteten sich mit ihren unrühmlichen Heldentaten. Da bedeutete ihnen der Alte plötzlich mit einer stummen Geste, leise zu sein. Er hatte etwas an sich, das ihnen Respekt einflösste, also lauschten sie alle aufmerksam, als der geheimnisvolle Weise, der Wunder vollbringen und die schrecklichsten Krankheiten heilen konnte, jeden einzelnen von ihnen, durchtrieben wie sie waren, doch tatsächlich bat, ihm bei einem Wunder zu helfen ! Noch dazu beim schwierigsten und am unmöglichsten scheinenden aller Wunder, die er je vollbracht hatte ...
Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, die Rotkehlchen zwitscherten, die Hähne krähten und ein liebliches Sommerlüftchen wehte, da tanzte der Postbote Ike ausgelassen die Hauptstrasse hinunter. Er war der glücklichste Mann der Welt.
Ein Fahrzeug hielt neben dem freudentrunkenen Ike. Am Steuer saß Thomas, auf dem Rücksitz der alte Weise. "Mein lieber Freund", sprach der Weise, "nach deinem strahlenden Gesicht und deinem Freudentanz zu urteilen, bringst du wohl gute Nachricht ?"
"Ich danke dir von ganzem Herzen !", rief der Postbote. "Mit meinem wunderbaren Jungen ist über Nacht ein Wunder geschehen Es ist als sei er nie krank gewesen ! Im Moment ist er gerade draußen und melkt die Kühe. Er kann uns sogar schon wieder bei der Arbeit zur Hand gehen !"
"Das ist in der Tat eine glänzende Nachricht", sagte der Alte. "Alles Gute, mein Freund !" Und damit fuhr er mit seinem Wagen davon.
Sein Fahrer Thomas verstand die Welt nicht mehr. Die Stirn runzelnd, wandte er sich zu seinem Lehrer auf dem Rücksitz um. "Wie ist das möglich ?", entfuhr es ihm. "Ich weiß, du bist ein begnadeter Heiler. Aber diese Männer, die ich gestern zu Dir brachte ... ich meine, das waren Einbrecher, Panzerknacker, Straßenräuber und Diebe ! Warum hast Du mich nicht gebeten gottesfürchtige und aufrichtige Menschen zu suchen ? Warum hast Du mit derart zwielichtigen Gestalten gebetet ?
Und der edle und gütige Weise antwortete ihm:
"Als ich in der ersten Nacht für unseren Freund und seinen Sohn betete, sah ich, dass das Himmelstor verschlossen war. Ich konnte nichts tun. Als ich dem armen Mann davon berichtete, brach es ihm schier das Herz. Wie hätte ich ihm da einen zweiten Versuch abschlagen können ?"
Thomas war verwirrt. "Was also ist passiert ?", fragte er. "Wie hast du Ikes Sohn geheilt, wenn doch das Himmelstor verschlossen war ?"
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Weisen. "Tja, dieses Mal half mir ja eine ganze Diebesbande", antwortete er verschmitzt. "Weißt du, Thomas, ein guter Einbrecher kommt überall hinein. Die Ganoven haben für mich das Schloss geknackt ! Sie brachen in den Himmel ein, und dadurch gelangten meine Gebete unbemerkt bis ins Allerheiligste."
Als der Wagen wieder am Heimatort des Weisen eintraf, war es noch früh am Morgen, aber die Straßen erwachten bereits zum Leben. Und wenn man genau hinsah, entdeckte man hie und da ein paar Kriminelle, die sich unter die ehrlichen Bürger des Ortes gemischt hatten und plötzlich innehielten, um sich unauffällig an den Hut zu tippen, als der Wagen des Alten an ihnen vorüberfuhr.
Der Mystiker und die zehn Ganoven finden sie in sich selbst. Man muß daran glauben, dass der Ganove in einem selbst zähmbar ist, dann kann man auch mit den Ganoven draußen umgehen. Der erste Schritt dabei ist, den Ganoven oder auch den Obdachlosen in sich zunächst einmal zu treffen ...
Einen ähnlichen Ansatz bietet Franziskus mit dem Wolf von Gubbio. Weil er den Wolf in sich gezähmt hat kann er den draußen ebenfalls händeln, will ich mal sagen. So ähnlich würde Pater Anselm Grün das vermutlich formulieren.
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